Alemannische Keramik

Die tägliche Gebrauchskeramik der Alemannen wurde – wie vieles andere auch - vorwiegend im Hauswerk, d.h. von jedem Haushalt oder jeder Hofgemeinschaft selbst hergestellt und je nach Verwendungszweck unterschiedlich sorgfältig gestaltet. Die Keramik wurde, wie Russspuren an den Aussenwände von Töpfen belegen, ans Feuer gestellt, um Speisen zu erwärmen, oder diese warm zu halten.

Diese rauwandigen Töpfe werden mach dem Fundort eines Töpferofens „Typ Donzdorf“ genannt.

Die scheibengedrehte Massenware tritt seit dem Ende des 6. Jahrhunderts auf. Ihr Verbreitungsgebiet reichte – wie verschiedene Funde belegen - vom mittleren Neckar über die Hochfläche der Schwäbischen Alb bis zur Donau im Süden

Bild: Die Alemannen, Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg

 

 

 

 

 

Nachbau alemannischer Keramik
 

Wer alemannische Keramik selbst herstellen will, empfehle ich, die entsprechende Fachliteratur zu konsultierenund allenfalls einen Töpferkurs zu belegen, um den grundlegenden Umgang mit dem Rohmaterial zu erlernen. Massstäbliche archäologische Zeichnungen, wie nachstehend gezeigt, Abbildungen von Funden, oder die Besichtigung von Originalen in den Museen sind dabei sehr hilfreich.



Zwei Töpfe mit Stempel- und Flechtbanddekor nach Grabfunden von Kösingen (Grab 53 und 55).

Stempeldekor gab es in den verschiedensten Variationen und erfreute sich um 600 n. Chr. als Zierelement grosser Beliebtheit. Der rechts dargestellte Knickwandtopf dürfte sich aus Vorbildern der spätrömischen Nigra heraus gebildet haben und wurde auf der Töpferscheibe gedreht.

Links: Zeichnung eines Grabfundes aus Pleidesheim (Grab 219)

Ob aus der bauchigen Kanne mit Tüllenausguss Milch, Bier oder Met ausgeschenkt wurde, lässt sich im Nachhinein oft nicht mehr nachweisen.

 

 

 

 

Der alemannische Haushalt kennt eine Vielzahl von unterschiedlichen Gefässen, seien es Trinkbecher, Töpfe, Kannen und Krüge. Was hingegen fehlt sind Teller. Diese und weiteres Geschirr wurden – soweit es nicht zwingend hitzebeständig sein musste -
vorwiegend aus Holz hergestellt.

Im Gegensatz zum Schweizer Mitteland ist im rätischen Raum schon seit spätrömischer Zeit kaum Keramik zu finden. Zu gross war die Konkurrenz der Lavez-Manufakturen (Lavez = Speckstein). Diese Produkte fanden ihre Verbreitung bis in den Jura, an den Oberrhein und vereinzelt darüber hinaus.



Den Nachbau solcher Keramik, wie sie oben abgebildet ist, kann jede(r) mit etwas Geschickt bewerkstelligen – sprich, im ‚Hauswerk’ selbst herstellen.  Die Aussenform habe ich nach den Grabungszeichnungen massstäblich auf Schindelbrettchen übertragen und mit dieser Schablone die in Wulst- oder Wursttechnik erstellte Lehmform abgedreht / abgespachtelt.

Wer es ganz perfekt machen will, fertigt die Schablone 7% grösser als das Original an, damit die Schrumpfung durch das Trocknen kompensiert wird.



So sehen die beiden Töpfe aus Kösingen und die Kanne aus Pleidesheim in ungebranntem Zustand aus. Die Kanne ist im Original - im Gegensatz zu anderen Fundstücken - nicht  verziert. Die Stempelzier entspricht meinem persönlichen Geschmack.



Zum Vergleich: Links das scheibengedrehte Original aus Grab 55, Kösingen und rechts die Nachbildung.



Zum Vergleich: Links die Nachbildung und rechts das Original aus Grab 53.

Für die Stempelverzierung wurden Stempel aus Ahornholz gefertigt  und geölt. Die Kerben sollten mit der Dreikantfeile nachgearbeitet werden, damit  die Einschnitte Keilförmig sind und sich so die Fugen nicht mit Lehm verkleben. Die Stempelzier bringt man erst an, wenn Die Gefässe lederhart sind.



Links der rautenförmige Stempel und in der Mitte jener für die Doppellinie fanden Verwendungfür die Nachbildung des kleinen Töpfchens aus dem Grab 55, in Kösingen. Mit dem blattförmigen Stempel rechts, wurde der grosse Topf aus dem Grab 53 – ebenfalls Kösingen – verziert.



Hier das fertig gebrannte Ensemble. Die Gefässe wurden aus hygienischen Gründen auf der Innenseite mit einer transparenten
Glasur versehen, was auf jeden Fall zu empfehlen ist. Werden die Töpfe nicht täglich gebraucht, riechen sie bald einmal ranzig.



Nachbildung der Keramik von Peter Mäder

Fotos von Peter Mäder, sofern kein anderer Quellenhinweis besteht

 
Quellen

Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum Frühmittelalter, Band VI, Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte

Die alemannischen Gräberfelder von Neresheim und Kösingen, Mathias Knaut, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg

Das Alemannische Gräberfeld von Pleidesheim

Die Alemannen, Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg